Rowing Team

Fragen an Prof. Dr. Christian Debus, Verband Deutscher Treasurer

Name

Christian Debus

Position bei VDT

Vorstand Finance & Operations

Im Verband seit

2013

Alter

64

Hobbys

Treasury, Golf, Segeln, Garten, Wandern

Mit corima verbindet/n mich…

… diverse Prüfungen implementierter Systeme.

In 10 Jahren…

… widme ich mich nur noch meinen Hobbys.

corimamagazin: Hallo Herr Professor Debus. Danke, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen. Auf der Webseite des VDT kann man folgendes über Sie lesen:

„Prof. Dr. Christian Debus übernahm zum 01. April 2017 das Ressort Operations. Zuvor war er einige Jahre Mitglied des Ressorts Risk Management und hat an verschiedenen Publikationen und in Arbeitskreisen des VDT mitgewirkt.

Prof. Dr. Debus ist seit Juni 2020 freiberuflicher Berater für Projekte im Treasury, zuvor war er bis Mai 2020 bei KPMG der zuständige Partner für den Bereich Finanz- und Treasury Management, dessen Team von rd. 60 Spezialisten Beratungs- und Prüfungsleistungen für alle Fragestellungen im Corporate Treasury sowie im Rohstoff und Energiehandel erbringt. Vor seinem Eintritt bei KPMG im Jahr 2002 war er mehrere Jahre in einem internationalen Industriekonzern unter anderem für die Abteilungen Beteiligungscontrolling, Treasury sowie Hauptbuchhaltung und Abschlüsse zuständig. Darüber hinaus war er als Professor an einer Fachhochschule sowie als Projektleiter bei einer IT-Beratung tätig.“

Beschreiben Sie uns doch bitte zum Anfang, was der Vorstand Finance & Operations eines Verbandes verantwortet und wie unsere Leser sich diese Tätigkeit vorstellen dürfen!

 

Christian Debus: Das Ressort Finance & Operations kümmert sich um die organisatorischen Grundlagen für die  Facharbeit des Verbandes, die durch die anderen Vorstände mit ihren jeweiligen Ressort geleistet wird. Die operative Arbeit wird im Wesentlichen durch die Geschäftsstelle erbracht. Als Vorstand fungiere ich als Ansprechpartner, Entscheider für wesentliche Fragen, Unterzeichner von Verträgen, Kontrollinstanz und letztlich Verantwortlicher. Hauptaufgaben sind die Verwaltung der Mitglieder, Einzug und Verwendung der Beitragszahlungen, Finanzbuchhaltung und Zahlungsverkehr, Öffentlichkeitsarbeit und Internetauftritt, Budgetplanung und Berichtswesen, Organisation von Veranstaltungen insbesondere Mitgliederversammlung und Strategiesitzungen sowie Personalangelegenheiten.

„Getreu dem Motto des VDT „Von Treasurern für Treasurer“ wurden auch stets die aktuellen Themen adressiert, welche die Treasurer jeweils beschäftigt haben.“

 

corimamagazin: Der VDT feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Was macht den Verband in Ihren Augen zu einem so erfolgreichen „Dauerbrenner“?

 

Christian Debus: Der wesentliche Grund ist das enorme Engagement, mit dem die ehrenamtlichen Mitglieder im Verwaltungsrat, Vorstand und den Fachressort sowie die Mitarbeiterinnen und der Leiter der Geschäftsstelle tätig sind. Getreu dem Motto des VDT „Von Treasurern für Treasurer“ wurden auch stets die aktuellen Themen adressiert, welche die Treasurer jeweils beschäftigt haben. Seien es die diversen Regulierungsvorhaben (EMIR, MiFID, PSD), seien es Niedrigzinsen, Währungs- und Rohstoffpreisrisiken, Reform der Benchmarkzinsen und vieles mehr, die Probleme wurden zeitnah aufgegriffen, Lösungsideen in den Fachressorts entwickelt, in Publikationen und Newslettern kommuniziert sowie auf Fachtagungen präsentiert und diskutiert. Schwerpunktthemen und neue Entwicklungen wurden in neuen Ressorts und Arbeitskreisen aufgegriffen, so z. B. Corporate Asset Management oder das Digital Innovation Board. Nicht zuletzt wurden weitere Formate entwickelt, über die sich die Treasury-Community informieren und austauschen kann, beispielsweise das Diskussionsforum auf der Website, die Webinare und Treasury Tea-Time. Aufgrund des umfangreichen Qualifizierungsangebots sind mittlerweile viele Treasurer durch „die Schule des VDT“ gegangen. Für die jungen Treasurer gibt es spezielle Angebote, wie den Stammtisch Young Professionals. Der VDT setzt bereits bei den Studierenden an und veranstaltet eine jährliche Summer School sowie Treasury Days an verschiedenen Hochschulen. Schauen Sie einfach mal auf der Website des VDT nach, Sie werden dort die ganze Breite des Angebots finden, die einzigartig ist und wirklich alles abdeckt, was im Corporate Treasury zu finden ist. Diese Leistung sowie die hervorragende Betreuung durch die Geschäftsstelle wird von den Mitgliedern in den Umfragen stets hoch gelobt und zieht damit auch weitere Mitglieder an. Dies beweist auch das Wachstum der letzten 5 Jahre: von 1.100 Mitgliedern Ende 2017 auf mittlerweile 1.600.

„Erfolg macht erfolgreich!“

corimamagazin: Im VDT gibt es Einzel-, Firmen- und Fördermitgliedschaften. Wie gewinnen Sie neue Mitglieder?

Christian Debus: Wie oben geschildert, Erfolg macht erfolgreich. Das ehrenamtliche Engagement und die professionelle Betreuung durch die Geschäftsstelle sprechen sich herum. Präsenz auf den großen Kongressen wie der Structured Finance und dem Finanzsymposium mit einem Stand und Vorträgen machen den VDT sichtbar. Die Social-Media-Aktivitäten finden weite Verbreitung, auf LinkedIn hat der VDT über 3.000 Follower. Hinzu kommt das hervorragende Weiterbildungsangebot vor allem in Form des Certified Corporate Treasurers und der Basisqualifizierung, welches viele Unternehmen nutzen. Seit 2005 sind mittlerweile über 40 Kurse durchgeführt worden, von den rd. 800 Absolventen werden etliche neue Mitglieder, wenn ihr Arbeitgeber es nicht schon ist. Und wenn ein Treasurer von einer Mitgliedsfirma die Stelle zu einem Nicht-Mitglied wechselt, wird er in vielen Fällen sich auch dort für eine Mitgliedschaft stark machen. Die Fördermitglieder werden sicherlich durch die große Anzahl der im Verband vertretenen Corporate Treasuries motiviert. Es sind derzeit knapp 300 Unternehmen Mitglieder, hinzu kommen über 300 Treasurer als Einzelmitglieder. Wer also Teil der Treasury-Community in Deutschland sein möchte, kommt am VDT einfach nicht vorbei.

„Nicht zuletzt haben die pandemiebedingten Einschränkungen auch die Digitalisierung im Verband vorangetrieben.“

corimamagazin: Es hat sicher auch zu Ihrer Zeit schon ruhigere Jahre für die Branche und den Verband gegeben. Mit Corona-Pandemie und aktuell dem Krieg in der Ukraine waren die letzten zweieinhalb Jahre mit Herausforderungen der besonderen Art gespickt. Wie haben Sie Ihre Mitglieder in diesen Zeiten unterstützt? Hat es besondere Herausforderungen für den Verband selbst gegeben?

Christian Debus:  Wie unsere Mitglieder auch, mussten wir von den Präsenzformaten auf Online-Angebote umstellen. Dies hat unter großer Unterstützung durch die Geschäftsstelle sehr gut geklappt. So konnte das Angebot weitgehend aufrechterhalten werden. Die Anzahl der Newsletter und deren Inhalt sind stark angestiegen. Statt Kongressen gab es Webinare und statt Präsenzunterricht wurden die Seminare und die Qualifizierungsangebote mit Teams oder Zoom durchgeführt. Die Ressorts und die Gremien haben virtuell getagt und ihre Fachthemen bearbeitet. Selbst die Messeauftritte fanden in den virtuellen Räumen der Veranstalter statt. Und auch die Mitgliederversammlung 2020 wurde mit Hilfe eines professionellen Anbieters gestreamt. Nicht zuletzt haben die pandemiebedingten Einschränkungen auch die Digitalisierung im Verband vorangetrieben. Wir haben ein großes mehrjähriges Projekt zur Neugestaltung des Internetauftritts mit einer ganzen Reihe von zusätzlichen Servicefunktionen für die Mitglieder gestartet, von einer App über Anmeldeformulare, Suchfunktionen, Veranstaltungskalender, Collaboration Tools bis hin zu einer Online-Bibliothek. Wir können ja als Verband nicht der Digitalisierung des Treasury das Wort reden, ohne uns selbst entsprechend aufzustellen.

corimamagazin: Digitalisierung im Treasury ist ein perfektes Stichwort. Als TMS-Anbieter ein Thema, das uns besonders interessiert. Gibt es kurz- und langfristige Tendenzen, die Sie und der VDT hier erkennen?

Christian Debus: Grundsätzlich sind es die Automatisierung repetitiver und standardisierbarer Abläufe, die bessere Nutzung verfügbarer Daten und die elektronische Dokumentation, welche den größten Teil der Digitalisierung von Prozessen und Methoden ausmacht und weiterhin ausmachen wird. Das kann dann die Automatisierung des Cash Management, des Währungsmanagements, des Reportings oder des Zahlungsverkehrs sein. Bei Liquiditätsplanung, Kreditrisikobeurteilung, Fraud Prevention, Exception based Management oder Prozessüberwachung werden Massendatenverarbeitung mittels statistischer Verfahren und KI zunehmen. Finanzierungsinstrumente, KYC-Prozesse und Bank Account Management werden in digitaler Form dokumentiert und abgewickelt. Bei Kryptowährungen gibt es ja ein ständiges Auf und Ab, da wage ich keine Prognose, ob sich diese im Treasury maßgeblich durchsetzen werden. All diese Themen sind nicht ganz neu, aber im Treasury noch nicht so weit verbreitet, das wird sicher noch eine Aufgabe für etliche Jahre sein. Viele Treasuries sind ja auch noch damit beschäftigt, erst einmal die technischen Möglichkeiten ihrer bestehenden Systeme auszuschöpfen, so dass die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung erst in einiger Zeit und bei entsprechendem Reifegrad auf der Agenda stehen werden. Zudem müssen für einen Einsatz die Daten sowohl in der erforderlichen Qualität als auch in den entsprechenden Formaten vorlegen – hier besteht bei vielen Unternehmen noch Nachholbedarf.

corimamagazin: Wir konnten erkennen, dass alle Teilnehmer des diesjährigen Finanzsymposiums den persönlichen Kontakt sehr herbeigesehnt und dann auch genossen haben. Trotzdem hat die Corona-Pandemie Gegenwart und Zukunft nachhaltig verändert. Wir sehen klare Tendenzen, dass Remote-Meetings einen Teil der früher persönlichen Meetings langfristig abgelöst haben. Damit verbundene Reisezeiten und -Kosten werden eingespart, aber der persönliche Kontakt geht zurück. Die damit korrelierende Kundenbindung bedarf neuer Impulse und Maßnahmen. Wie sieht der VDT, wie sehen Sie das?

Christian Debus: Wie vorhin erwähnt, haben wir uns im Verband recht schnell auf die neue Situation eingestellt und unsere Leistungen weitgehend auch in digitaler Form erbracht – ebenso wie sicherlich die meisten Unternehmen. Es stehen also mittlerweile die Möglichkeiten für Online-Meetings und Homeoffice bereit, die es vorher nicht gab – man denke nur an die Schwierigkeit im zweiten Quartal 2020 die ganzen Notebooks für die Mitarbeiter im Homeoffice zu besorgen. Zudem haben sich nach meiner Erfahrung die meisten an diese Formate gewöhnt, so dass nicht mehr das „Fremdheitsgefühl“ der Anfangszeit da ist. Wir sehen allerdings auch, dass die persönlichen Treffen sehr geschätzt werden – nicht zuletzt an der höheren Beteiligung an unserer Mitgliederversammlung oder den Fachkonferenzen. Ich gehe davon aus, dass es in Zukunft im Kontakt mit Kunden – bzw. beim VDT den Mitgliedern – zu beidem kommt. Darstellung von Inhalten, Wissensvermittlung, Einholen von Informationen oder Ergebnispräsentationen werden vermutlich sehr häufig online durchgeführt. Kennenlernen, Diskussionen, Angebotspräsentationen, Kundenveranstaltungen oder Konferenzen werden wieder größtenteils im persönlichen Kontakt ablaufen.

corimamagazin: Wenn Sie in unserem Fragebogen Treasury als Hobby angeben, dann scheint es, als hätten Sie Ihr Hobby zum Beruf gemacht. Da Sie sich in 10 Jahren nur noch Ihren Hobbies widmen zu wollen, ist die Liste dann um „Treasury“ kleiner oder glauben Sie, dass Faszination und Verbindung zum Thema weiter bestehen bleiben?

Christian Debus: Also in 10 Jahren wird Treasury höchstwahrscheinlich nicht mehr mein Hobby sein. Ich habe das Thema drei Jahre in einem Industriekonzern und über 20 Jahre in der Beratung gemacht und werde mich voraussichtlich die nächsten 2 – 3 Jahre noch damit auseinandersetzen. Dann gilt aber auch für mich „enough is enough“.

corimamagazin: Apropos enough is enough: Lieber Herr Professor Debus. Danke für Ihre Zeit und die vielen interessanten Informationen rund um den Verband Deutscher Treasurer und dessen 25-jähriges Jubiläum. Wir sehen uns spätestens bei den Feierlichkeiten zum Jubiläum am 27. Oktober 2022 im Palmengarten in Frankfurt am Main.

corimamagazin

Sie möchten regelmäßig Updates zu Trends, Entwicklungen der Finanzbranche und unsere TMS-Themen? Dann abonnieren Sie gleich unser corimamagazin, das Sie via E-Mail über neue Beiträge und spannenden Neuerungen aus unserem Haus informiert.